tendo-ronin aikido
ex-uni-gruppe münchen

 
     
 JIGO-HO 


Aikido als „Methode der Selbstverteidigung“

Anmerkungen gegen Mißverständnisse


Inhalt

  1. Was Selbstverteidigung angeht
    1. „Aber was machst Du, wenn …?“
    2. „Das ist kein ‚realistischer‘ Angriff !“
    3. Partner in Angriff und Abwehr
    4. Unscheinbare Elemente der Selbstverteidigung
    5. Selbstverteidigung gegen Messer
    6. Techniken, die „nie gehen“
    7. Was heißt hier „Kampfkunst“? Wieso wird nicht gekämpft ?
    8. Innere Kampfkunst
    9. „… und was ist mit Spaß & Sport ?“
  2. Textkopie “Ouyouwaza and Henkawaza”
  3. Exkurs und Links zu Aiki-Jujutsu
Links zu anderen Sites zweites Fenster öffnen im gleichen neuen Fenster

zum Inhalt Was Selbstverteidigung angeht

Vermutlich können alle Künste, die dem Kampf entstammen, der Selbstverteidigung dienen. Man muß nur gut sein, und in den verschiedenen Kampfkünsten ist es eben verschieden schwer, gut genug zu werden.

Im Aikido wird nicht gekämpft, weder in Übungen noch in Wettbewerben. Es gibt keine Wettkämpfe. Die Hebel, Stöße und Würfe sind den Reaktionen und der Fallschule des Partners angepaßt, aber letztlich „echt“, und nicht nur angedeutet. Es gibt auch keine besonderen Angriffsformen, die gelernt oder gelehrt werden könnten. Viel mehr schult sich der angreifende Partner, die (irgendwann freie) Abwehr sicher zu überstehen, wenn er denn realistischer angreifen will. Nur wer über geübte, gut reagierende Partner verfügt, kann Aikido richtig üben und sollte dafür selbst ein fähiger und fort­geschrittener Partner werden.

zum Inhalt „Aber was machst Du, wenn …?“

„Aber was machst Du, wenn ich jetzt …?“ dies oder das tue. Gemeint ist meistens (1) ein anderer oder zusätzlicher Angriff als der, der gerade geübt wird. Oder (2) ein besonders schwieriger, weil in der Praxis gefährlicher Angriff (Fauststoß, Fußtritt, Waffe &c). Oder (3) eine reichlich unangenehme Ausgangslage (Tritt in Kniekehle, liegend Hände auf dem Rücken, Messer am Hals, Kugel schon im Kopf).

  1. Man macht vorher etwas anders oder es gegen­wärtig etwas besser. Entweder war der Angriff falsch ein­ge­schätzt oder der Angreifer nicht genug beschäftigt. Kombinierte Angriffe, Täuschungen, kampf­erprobte trainierte Gegner sind nicht trivial. Wir sind aber keine ultimate fighters und üben hier nicht für die Schlachten unter­gegangener Krieger-Kasten.
  2. Es gibt für beliebig schwierige und gefährliche Angriffe Grenzen der einfachen, sanften und harmlosen Abwehr. Erst mal leichte Angriffe abwehren und (als Angreifer) harte Ab­wehren überstehen können.
  3. Man darf es nicht so weit kommen lassen. Auf­merk­sam­keit ist wichtig, der sichere Abstand ist wichtig, der richtige Zeitpunkt ist wichtig. Acht­sam­keit und voraus­schauende Bewegung kann man durch Technik schulen, aber nicht ersetzen. Irgend­wann ist eben immer und alles zu spät.

Kaum eine Aikido-Technik ist dafür gedacht oder geeignet, gegen größeren Widerstand durchgesetzt zu werden. Besonders dann nicht, wenn ein Angreifer weiß, welche Abwehr ihn in einer Übung erwartet und er sich bewußt „dagegen“ bewegen kann. Oder wenn wir, un­auf­merk­sam und den Angriff falsch einschätzend, viel zu spät handeln. Gerade ein Anfänger kann im Training leicht inmitten einer Abwehr seinen Angriff ergänzen und erschweren. Die Abwehr läßt ihm (von uns gewollt) Raum für Gleich­gewicht und selb­ständige Bewegung; leider ohne daß er diesen für eine sichere Fallübung nutzt. Nähme ihm eine (richtige) Abwehr diese Kontrolle, folgte bei ungeübter Fallschule ein unkontrollierter und schnell verletzender Fall. Auch dient Fall­schule dazu – damit sich der Abwehrende nicht zurückhalten muß – aus richtig und schnell ausgeführten Hebeln/Stößen den verletzenden Druck zu nehmen.

Eine unerwartete Abwehr kann vom Angreifer nicht so leicht behindert werden und wäre erfolgreicher. Es ist aber nicht unsere Absicht, unseren Übungs-Partner wirksam zu überraschen. Denn wir wollen ja gerade sicher sein, daß er im Rahmen seiner Fähigkeiten mit unserer Abwehr umgehen kann und unbeschadet bleibt. Deshalb ist selbst eine freie Abwehr immer nur ein kleiner Ausschnitt der möglichen Reaktionen und immer anders als in einem denkbaren „Straßen-Aikido“.

zum Inhalt „Das ist kein ‚realistischer‘ Angriff !“

Natürlich nicht. Und inbegriffen in Befund und Antwort: die Abwehr, die Übung, die ganze Situation auch nicht. Aber ab wann ist es denn „realistisch“, oder zumindest wirklichkeitsnah? Ist das, was wir übend gerade noch bewältigen könnten nah genug oder immer noch weit davon entfernt und somit eine illusorische Übung? Zu was sollen uns die Übungen befähigen, was ist „Erfolg“ (wenn wir ursprünglich angetreten sind, Aikido zu lernen)? Was bringt es uns (und ihm), den Partner mit einem Angriff auf die Probe zu stellen?

Lernt, reagiert und verfügt besser, wer eine unkomplizierte (d.h. unrealistische) Form hundertmal übt, oder wer viele realische Komplikationen in hundert Varianten je einmal übt? Dem Einen wird seine geübte Situation nie begegnen, dem Anderen wird seine ungeübte Reaktion nie gelingen; und beide werden – technisch gesehen – scheitern. Vielleicht sind das aber auch nicht die Übungs-Alternativen und nicht mal die Möglichkeiten überhaupt. Wer einen Hammer hat (eine Kampfkunst betreibt) sieht in jedem Problem einen Nagel (eine „kampftechnische“ Lösung).

zweites Fenster Protective Strategies: Response

How you define success determines the actions you take to achieve it. You need to reflect and get clear on what “success” in a confrontational situation means to you. You need to differentiate between just doing things right (technique) and doing the right things (decisions). There’s a huge difference!

Unless you do, you can pour a ton of time and energy into self-defense training that will do nothing to improve your safety. Selecting the wrong self-defense strategy at the wrong time can make matters worse!

zweites Fenster Protective Strategies: Awareness

What is Successful Self-Defense?

How you define success determines the strategies you implement to achieve it. Many people confuse the ability to defend themselves with the ability to fight. If your image of successful self-defense is fighting off an assailant, your solution will be directed at learning physical techniques. You would be missing the point.

Success in self-defense is not winning a fight but avoiding it. The ultimate success in self-defense is when nothing to happens! If that’s not possible, consider this philosophy: If you can’t prevent it, avoid it. If you can’t avoid it, defuse it. If you can’t defuse it, escape. If you can’t escape, you may have to fight your way out of the situation. If you do have to fight, it will be as a last resort, not a first. Does this philosophy influence your success strategies?

Möchte ich in einem fast regellosen Mixed-Martial-Arts-Fight bestehen können? Möchte ich eine No-Go-Area durchwandern oder an Hooligan-Straßenschlachten teilnehmen? Möchte ich einen Fight-Club wie im gleichnamigen Film gründen und der „beste“ bare-knuckles Kämpfer sein? Möchte ich jahrelang „realistisch“ üben, um einige Jahrzehnte später als „Ey, Alter!“ von hinten niedergetreten zu werden, weil ich auf flegelhaftes Benehmen hinwies?

zum Inhalt Partner in Angriff und Abwehr

Jeder von uns hat Hemmungen, seinen Partnern Schmerzen zuzufügen. Das sollte zumindest so sein – wir hoffen es, erwünschen und spätestens erstreben es – und es ist für einen rücksichtsvollen Umgang und das Training unverzichtbar. Wir müssen es bemerken, wenn (und bevor) wir unsere Partner überfordern, und wir müssen an unseren Partnern unsere manchmal schmerzerzeugenden Fehler erkennen.

Umgekehrt wollen wir die Aikido-Techniken ohne die angezogene Bremse der Hemmung ausführen können, und auch an eine solche Ausführung gewöhnt sein! Nur das macht sie im Notfall verfügbar und wirksam. Das erfordert …

  1. Überwindung, Übung, Gewöhnung (durch mehr Übung);
  2. das Wissen, daß wir nicht die härtesten, folgenschwersten und gefährlichsten Techniken benutzen, die zur Abwehr möglich oder denkbar wären;
  3. einen Partner, von dem wir wissen, daß er Dank seiner Fähigkeiten unsere Techniken ohne Folgen für Gesundheit und Vergnügen entschärfen und verkraften kann: durch Reaktionsvermögen, Fallschule, Entspannung („weich sein“ können), Erkennen der Abwehr usw.
  4. einen Partner, der aktiv in uns Vertrauen in seine Fähigkeiten erzeugt. Wir können das nicht einfach mal durch „probieren“, erzwingen und „durchziehen“ einer Technik testen; er muß uns sein Können anbieten und erfahren lassen.
  5. das Wissen um gegenseitige Aufmerksamkeit, Rücksicht und Sorgfalt; das Bemühen, keinerzeit das Maß an Zumutung für unseren Partner zu überschreiten. Dieses individuell rechte Maß muß im ständigen Austausch gefunden und vermittelt werden.

Für diese Anstrengung, die uns ein „hemmungsloses“ Üben ermöglicht, und die Bereitschaft, doch einige Schmerzen zu erdulden, uns Fehler zu erlauben, Techniken probieren und funktionieren zu lassen, verdient ein Partner immer Respekt und Höflichkeit. Nur weil Aikido-Techniken sich selbst beschränken, und nur weil sie in diesem Rahmen stattfinden, können wir sie an und nicht nur mit einem Partner üben.

zum Inhalt Unscheinbare Elemente der Selbstverteidigung

Fallschule ist Selbstverteidigung, weil sie (denjenigen in der Rolle des Angreifers) lehrt, rechtzeitig und richtig auf die eigene Sicherheit zu achten. Die Art der Abwehr will möglichst schnell erkannt sein. Ebenso der Zeitpunkt, an dem weiterer Angriff und Wider­stand sinnlos wird und sauberer Fall noch im Bereich der eigenen Fähig­keiten liegt. Ein Angreifer sollte nur soweit angreifen, wie er fallen kann. Schließlich möchte man Aikido länger betreiben.

Entspannung ist Selbstverteidigung, weil sie einerseits Beweglichkeit und Schnelligkeit unserer Reaktion erhält/erhöht. Andererseits ist sie in sich und aus Sicht eines Angreifers eine eher unerwartete Reaktion, die ihm weniger Angriffs-, Halte- und Kontrollmöglichkeiten bietet. Es gibt anfangs keine Kraft, gegen die er sich richten kann, bzw. wir können seiner Kraft eine neue für uns nützliche Richtung geben. Für einen Angreifer in der Übung ist der richtige Wechsel zwischen anfänglicher Angriffsenergie und rechtzeitiger Entspannung wichtig. Erst das macht eine Aikido-Übung an ihm ohne Einschränkung ausführbar. Und erst das ist der „Gewinn“ einer Übung – für beide.

Beobachtung ist Selbstverteidigung, weil die Art eines Angriffs möglichst schnell erkannt sein will. Oder vorher noch besser: daß überhaupt ein Angriff oder eine bedrohliche Lage vorhanden ist. Geübt wird dies während des scheinbaren „Nichtstuns“, während man aufmerksam die neue Vorführung des Meisters verfolgt, statt in die wohlige Leere der Erschöpfung zu versinken. Ziel ist, sich intuitiv und zwanglos, d. h. ohne innere Verspannung, ohne bewußt erzeugte und erhaltene Aufmerksamkeit in die Bewegung eines Angreifers versetzen zu können.

Eine richtige Aikido-Technik braucht sich nicht gegen Wider­stand durchsetzen, weil sie genau die Richtung und Kraft ist/hat, die der Angreifer vorgibt und einbringt, die er „will“, und die von einer Technik aufgenommen, umgeleitet, und für eigene Zwecke genutzt wird. Zum Beispiel, um ihn zu Fall oder in eine Position für einen Hebel zu bringen. Kann ein Angreifer bei Gelegenheit widerstehen („wieder stehen“), zeigt er einen Mangel der Aikido-Technik auf. Jeder Wider­stand, der eigentlich einen fortgesetzten Angriff bedeuten sollte, bringt aber auch wieder eine Richtung und Kraft hervor, der nach­gegeben, die neu genutzt werden kann. Harmonisch eben, wie es in den Begriffen „ai-ki“ ausgedrückt ist, und zugegeben: im idealen Fall.

Ein derartiger Anspruch macht Aikido nicht gerade leichter und schneller zu erlernen als andere Kampfkünste. Was ich von diesem Anspruch halte, ob und wie gut ich ihn – in welchen Situationen eigentlich? – erfüllen will, entscheidet mit darüber, welche Erwartungen ich von Aikido als Methode der Selbstverteidigung habe.

Es gibt für manche Selbst­ver­teidigungs-Situation noch genügend harte Technik-Varianten aus dem interner Link Aiki-Jujutsu, der ursprüng­lichen Kriegs­kunst. Sie ergänzen Aiki-Do meist naht­los, wenn es auf die Reinheit eines Weges nicht so ankommt. Es ist eine grund­sätzliche Ent­scheidung, einen Angreifer nicht schwer verletzen zu wollen und deshalb Aikido zu wählen. Für viele kleine Gefahren – und wer schon ist wirklich großen Gefahren und Kämpfen ausgesetzt? – mag das die bessere Wahl sein. Wie reagiere ich auf simples, aber unangenehmes Fest­halten? Mit Faust- oder Knie­stößen? Die Hemm­schwelle, eine Löse-Technik (hazushi waza) anzu­wenden, die für den Greifer auch „nur“ unangenehm ist, liegt niedriger. Sich einfach aus Rempeleien heraus­drehen und dabei unser Gleich­gewicht bewahren können (sabaki waza), gehört auch dazu. Ein Kampf ist dann vielleicht vorbei, bevor er richtig anfängt oder schlimmer wird. Früher ist weniger, und weniger ist leichter. Bescheidenheit (der Mittel) kann ein Vorteil sein.

Selbstverteidigung ist nicht das Ziel des Unterrichts, und ein ständiger Gedanke daran eher hinderlich. Wir versuchen aber ein Aikido zu lehren, das Illu­sionen über die eigenen Fähig­keiten vermeidet, und das einen Weg zur Selbst­verteidigung zumindest nicht verstellt.

Letztlich geht es natürlich darum, daß Aggression, der man sich nicht auf einfachem Wege entziehen kann, bewältigt und nutzlos gemacht wird, daß Techniken interner Link „gehen“. Sie dürfen deshalb nicht vorzeitig durch unklare „geistige Wege“ ersetzt werden. Deshalb sollte Aikido auch nicht reines Form­training sein, bei dem Techniken je nach Schule/Ryu traditionell oder beliebig diese oder jene Form haben. Nach Absicht und Wirksamkeit muß gefragt und entsprechend geändert werden. Techniken sind wichtigste Grund­lage, Selbst­verteidigung geht weit darüber hinaus – und kann aus ihnen wachsen. Auftreten, Achtsam­keit, die innere Ruhe, klares Urteil, rechtes Maß, entspannte Konzentration, Abschätzen und Erfahrung eigener und Anderer Fähig­keiten gehören dazu.

zum Inhalt Selbstverteidigung gegen Messer

Besonders kritisch und miß­ver­ständlich ist die im Aikido waffen­lose Abwehr von Messer-Angriffen (Tanto-Dori). Weder das japanische Messer mit einer Schneide, noch die Art und Weise des Angriffs und seiner Abwehr entsprechen Herkunft und Führung eines heutigen Messers (und Messer­kampfes).

Stock, Schwert und andere Kobudo-Waffen erkennt jeder sofort als „exotisch“ und speziell, als Übungswaffen eben. Aber ein Training oder eine Vor­führung mit Messer trifft sowohl auf populäre Vor­stellungen eines Messer­kampfes (Kino z.B.) als auch auf die tatsäch­lichen Methoden eines Messer­angriffs – ohne daß dabei die zeit­geschichtliche und lokale Bindung des Aikido-Tanto-dori so offen­sicht­lich wäre: ein­schneidige Klinge, kräftiger, ziel­gerichteter und ein­deutiger Stoß, der einen Schutz durch­dringen soll, keine Finten, keine Schnitte. Und die Aikido-Abwehr entspricht, ganz traditionell und spezialisiert, ausschließlich solchen Angriffen.

Ein Aikido, das auf andere Varianten reagieren können will, müsste Elemente anderer Kampfkünste übernehmen. Und damit selbst etwas anderes werden.

Ich kann eine Funktion des Tanto-dori nur noch innerhalb des Aikido erkennen, zur Lehre und Verbesserung bestimmter waffenloser Techniken. Also eher eine pädagogisch dienende Funktion statt einer wirklichen Messerabwehr. Als eine Form der Konzentration geübt, kann das Holzmesser die normalen Aikido-Techniken „dringender“ und in vieler Hinsicht präziser machen. Richtig verstanden erfüllt Tradi­tionelles manchmal auf Umwegen einen Zweck.

zum Inhalt Techniken, die „nie gehen“

Es gibt eine Reihe von Techniken, die – oft geübt – den Eindruck erwecken, doch „nie zu gehen“. In dem Sinne, daß sie (1) keinen schmerzhaften Hebel oder sonstwie zwingendes Element enthalten; (2) zum Erfolg anscheinend ständig einen gefügigen und freundlichen Angreifer brauchen, der (3) anschließend locker davon rollt und lächelnd wiederkehrt. Welchen Sinn machen solche Techniken, die doch von Selbstverteidigung so weit entfernt scheinen?

[...]

Aikido ist eine Art der Bewegung, nicht eine Sammlung technischer Tricks. Techniken sind nicht von selbst aus sich heraus wirksam, sondern erst mit der Bewegung, mit der man sich und den Partner in die Technik führt. Jeder kann sich fragen: Sind Abstand und Zeitpunkt richtig? Ist der ganze Körper an der Bewegung beteiligt? Führen die Bewegungen „auf den Punkt“? Ergänzen oder behindern sie sich? Sind sie ruhig, gleichmäßig und fließend? Haben sie bzw. führen sie in mehr als nur eine (ausgleichbare) Richtung? Sind sie sparsam, d.h. auf das Nötigste beschränkt? Ohne Korrekturschritte und -stolperer, ohne Pausen, ohne Übertreibungen, ohne Verschönerungen um der „Kampfkunst“ willen? Was ist mit Atmung und Spannung? Bin ich vorher und nachher entspannt? Ist die Spannung in der Bewegung elastisch, so daß ich zwar führen, aber auch reagieren und variieren kann? Bin ich während der ganzen Bewegung hindurch im und der Partner aus dem Gleichgewicht (und in geführter Bewegung)? Zwinge ich den Partner mit meiner Körper-Kraft und mit Schmerz, oder führe ich ihn mit seiner Kraft aus meinem „starken“ Zentrum?

[wird noch fortgesetzt ...]

zum Inhalt Was heißt hier „Kampfkunst“? Wieso wird nicht gekämpft ?

Häufig werden „Übung “, „Kampf“ und „Kunst“ verwechselt oder je nicht verstanden. Aikido ist eine Kampfkunst, aber weder Kampf noch Kunst. Nur in der Übung kommen diese Begriffe/Elemente zusammen. Aber: Kampf (-techniken) zu üben, heißt nicht, die Aikido-Techniken kämpfend zu üben.

Das wäre körperlich zu gefährlich, und so steht man vor der Wahl: entweder (1) die Anzahl und Wirksamkeit der Techniken, oder (2) die Verletzbarkeit der Körper (mit Schutzkleidung), oder (3) das Gegeneinander der Übung auf ein verträgliches Maß reduzieren. Aikido ist eine Entscheidung für ein Miteinander. Ausgeführtes Aikido können wir stetig verbessern, mit Hilfe und Hinweisen unseres Partners. Durch „wissende“ und „fähige“ Angreifer verhindertes (statt gefördertes) Aikido, oder gegen falschen Widerstand durchgesetztes Aikido bringt uns diesen Stil nicht näher – und macht wenig Spaß.

So wie es nicht um Kampf geht (der richtige Übung der angestrebten Techniken zunichte macht), geht es auf der anderen Seite nicht um das mechanische Abspulen festgelegter Bewegungsformen.

Angriffe und Angreifer (unsere Übungs-Partner) sollen auf angemessene Weise kontrolliert werden. D.h. daß man in letzter Konsequenz die Kontrolle auch gegen die Absichten des Partners ausübt, indem man die wirkenden Kräfte zu eigenem Vorteil aufnimmt und umleitet. Es braucht viel äußere (technische) und innere Freiheit, um erst in der Ausführung eine Balance zwischen Geben und Nehmen, Leiten und Lassen zu finden, die in Kontrolle mündet. Erst in diesem Sinne ist das Können eine „Kunst“, aber eben auch nicht mehr als ihr immer wiederholtes Können-Üben.

zum Inhalt Innere Kampfkunst

zweites Fenster Prinzipien innerer Kampfkünste [Wikipedia]

Während die äußeren Kampfkünste (…) die Entwicklung von Geschicklichkeit, Muskelkraft und/oder Geschwindigkeit voraussetzen, basieren die inneren Kampfkünste auf der daoistischen Idee, daß Hartes durch Weiches besiegt werden kann, weil es diesem keinen direkten Widerstand entgegensetzt. Um diese Idee umzusetzen, werden beim Üben der inneren Kampfkünste die folgenden Prinzipien beachtet:

  • die Bewegungen sollen fließend, bewusst und entspannt ausgeführt werden
  • der Körper soll bei fortschreitender Übung immer genauer wahrgenommen werden
  • der Geist soll stets bewusst und aufmerksam sein
  • der Geist soll sich nicht auf eine bestimmte Handlung oder Reaktion versteifen, sondern „natürlich“ reagieren (Wu wei)

Damit diese Prinzipien umgesetzt werden können, werden die Bewegungen zumindest anfangs meistens auch langsam geübt.

zum Inhalt „… und was ist mit Spaß & Sport ?“

Es ist die Kunst im Aikido, die geeignete Technik zu „finden“, ohne sie sich vorher zurecht zu legen. Das heißt: ohne bewußte Wahl muß der Körper sie finden. Da ist nur eine (und vielleicht noch eine halbe) Gelegenheit zum Wurf. Aikido kennt kein Geplänkel und kein Gezerre. Ein Kampf ist vor dem (An-) Griff entschieden und dann möglichst schnell beendet. Besonders herausfordernd wird das im Randori, bei freien Angriffen und freien Techniken mit mehreren Angreifern. Hier kann man den “Kick” (peak experiences) und den “Flow” erleben, den auch manche Extremsportarten bieten. Um es zu betonen: das ist kein (Wett-) Kampf, bei dem es um Gewinnen oder Verlieren geht, sondern nur darum, die Situation überhaupt und für sich zu bewältigen.

Die Länge des Selbstverteidigungs-Abschnitts – das Kampf-Thema – erweckt den Eindruck, als ob das wichtig sei. Es sind aber nur Fragen, die immer wieder kommen und die ich leider nicht mit wenigen Worten klären kann.

Uns macht Aikido einfach nur Spaß. Es fordert uns heraus, die schwierigen Bewegungen zu meistern und sie auch noch elegant und einfach, wie selbstverständlich aussehen zu lassen. Es ist interessant zu erfahren, was man auf diese komische Art mit dem Körper anstellen kann. Außerdem sieht es manchmal schlicht gut aus. Vielleicht hat uns ursprünglich diese ästhetische Ver­führung auf den Weg gebracht.

Es ist schön, dabei mit anderen Menschen – unseren Partnern – zusammen zu üben. Deren jeweilige Eigenarten machen jede Technik zu einer etwas anderen. Und wir teilen das gleiche Interesse: herausfinden, wie eine Technik geht (oder warum sie noch nicht geht), welche Varianten und Möglichkeiten sie noch enthält, wie sie an Situationen und Partner anzupassen ist – das Erstaunen und die Fortschritte beobachten wir gerne. Wir lernen, eigene Bewegungen (und natürlich die des Partners oder eines Angreifers) intuitiv „lesen“ zu können. Genau so, wie wir hier Worte und Sätze lesen, ohne einzeln zu buch­stabieren.


zum Inhalt “Ouyouwaza and Henkawaza”

By Hiroshi Ikeda, translated by Jun Akiyama

“Does it really work?” The goal of any budoka is to be able to execute effective techniques.

In the challenging quest for effective technique, there are two Japanese words – ouyou­waza and henka­waza – which describe concepts essential to ensuring that “it really works.”

In deceptively simple terms, ouyouwaza is the study of how to make a technique effective, or how to get the job done. It is akin to using a drinking glass to hold a flower, when no vase is available; or to seasoning a dish with soy sauce, when the salt shaker is empty. The aspect of adaptation and/or change is inherent in the definition of ouyouwaza, and a certain mindset is implied.

Henkawaza is somewhat more straightforward and refers to the study of how one technique changes into another – ikkyo into nikyo, for instance, or ikkyo into shihonage. Henkawaza comes into our training when we start to learn how to change spontaneously from one technique to another, when we realize when the first technique is not effective in a certain situation. For example, we may start one technique but realize that our partner is resisting – so we change our technique to use that resistance to transform the technique into something else.

Although we may not explicitly refer to these either of these two concepts during our budo training, chances are that all students have encountered both henkawaza and ouyouwaza through everyday practice.

One could say that ouyouwaza is the next phase beyond kihonwaza (basic techniques). It takes years to establish our base repertoire, learning to reliably execute the step-by-step, basic movements of kihonwaza – ultimately to break free of them and engage in the intriguing prospect of “making budo work in a real-life situation.” We all know that in a typical training session, our partner is, for the most part, cooperative and takes ukemi for us. However, when our partner or opponent decides to experiment with either muscle resistance or with “center”, we have a rude awakening – “it doesn't work.” In this situation, we have to be able to draw upon all that we have learned in order to make our techniques effective with non-cooperative partners.

Ouyouwaza and henkawaza overlap somewhat in meaning, both being techniques that cultivate the ability to think freely and move without constraint. In our chosen budo, we train for this open, fluid mindset through randori (freestyle) training, kumite (sparring) training, and shiai (competitive) training. The value of these practices is that they all require and reinforce flexible awareness, while demonstrating the fallacy of preconceiving specific techniques.

Textkopie von zweites Fenster BuJin Newsletter 19, August 2001


zum Inhalt Exkurs und Links zu Aiki-Jujutsu


copyleft &c
Kalligrafie © bei zweites Fenster AikidoFAQ.com
Gesetzt aus/für zweites Fenster MS Georgia & Verdana
2001 ff. ©|© Stefan Unterstein
 
  :: nn :: nn ::