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iu·Encaustic  
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Was ist Encaustic ?

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En'kau·stik, die; (engl. “encaustic painting”)
antike Maltechnik des 4. Jh. v. bis 8. Jh. n. Chr., bei der enkaustische Farben heiß mit Pinsel oder kalt mit heißem Spachtel [Cauterium; Löffelstäbchen aus Metall] aufgetragen und geglättet werden; häufig als sinn­verwandtes Wort für (Heiß-) Wachs­malerei; Verfahren, Gips- oder Marmor­bild­werke mit flüssigem Wachs zu über­ziehen, um ihnen ein elfen­beinähnliches Aus­sehen zu geben [zu grch. en „hinein“ + kausis „das Brennen“, eigentlich „zum Einbrennen gehörige (Kunst)“]. Enkaustische Farben: mit Wachs (als Binde­mittel) verbundene und dadurch gegen Feuchtig­keit sehr unempfindliche Farben.

Pausias, griechischer Maler des 4. Jh. v. Chr. aus Sikyon, war einer der ersten berühmten „Cauterium-Enkausten“. Nikias von Athen soll enkaustisch die späten Statuen des Bild­hauers Praxiteles koloriert haben. Erhalten geblieben sind ägyptische Mumien­porträts des 1. bis 4. Jh. n. Chr. (also aus römischer Zeit) aus Faijum. Die von dem Schrift­steller Gajus Plinius Secundus (dem Älteren, 23–79) erwähnte Technik geriet im Mittel­alter in Vergessen­heit. Seit dem 18. Jh. versuchten verschiedene Maler wieder mit Wachs­farben zu malen. [vgl. insb. Berger (1904), Anhang V, S. 285–295]

Heute werden die nach alten Rezepturen gefertigten Farb­mischungen mit natürlichem Bienen­wachs gebunden und mit einem elektrischen Encaustic-Maleisen oder Stift auf speziellem Karton heiß vermalt.

[Quelle: verschiedene Lexika]

Mumienportaits

Von: Christine Hollmann im Kunst-Report Encaustic, Ausgabe 9, 12/2000, S. 6, Zeitschrift des Kunstvereins Encaustic e.V. [Auflösung 2008]


Die wichtigsten Zeugnisse gut erhaltener Encaustic-Werke sind unter anderem die Mumien­portraits. Im 1. Jh. v. Chr. wurde das dem Verstorbenen zukommende Grab­portrait in Rom entdeckt. Von dort aus wirkte es während des 1. Jh. n. Chr. in die ganze griechische Reichshälfte hinein. Somit strahlten nach der römischen Eroberung Ägyptens italienische Einflüsse in den ägyptischen Grab­kult ein, die eine Individuali­sierung der Mumie bewirkten und sich in bildnis­getreuen Köpfen wider­spiegeln. Es war für die Ägypter eine religiöse Not­wendig­keit, das Portrait eines Menschen so lange wie möglich zu erhalten. Daher ließen sie sich von griechischen Künstlern encaustische Werke schaffen, die man heute beispielsweise im ägyptischen Museum in Berlin oder in München bewundern kann. Insgesamt ist von 750 nachweisbaren Mumien­bild­nissen auszugehen, deren Entstehungs­zeit von der frühen Kaiser­zeit bis an das Ende des 4. Jh. n. Chr. reicht.

Eine große Anzahl wurde ab 1820 erstmals von dem französischen Ägyptologen Champollion in der Oase Fayum, später aber auch in anderen Regionen des Niltals gefunden. Die Bild­nisse waren alle während der römischen Herrschaft in Ägypten entstanden. Ihre Zweck­bestimmung lag im ägyptischen Grabkult, ihr Stil jedoch war hellenistisch und somit der römischen Portrait­kunst verpflichtet. Die Gesichter und die Kleidung entsprechen sehr dem römischen Stil und der damaligen Mode. Nach Art der Kleidung und des Schmuckes läßt sich entnehmen, daß sich nur die Reichen derartige Bild­nisse leisten konnten. Encaustische Mumien­bild­nisse waren schon damals unbezahlbar teuer. Interessant ist folgende Über­lieferung: Ein Sklave, der Maler war, kostete sehr viel Geld. Er gehörte zur Werk­statt­einrichtung wurde also wie ein Mobiliar mitverkauft.


[Quelle: http://www.kunstverein-encaustic.de/kunstreport9.htm ]

Mumienportait: Die Europäerin

Fayum Funeral Portrait, Mummy Portrait of a Woman, Antinoopolis, End of the Reign of Trajan, 98-117 A.D., Wax portrait on wood. „Die Europäerin“, Porträt aus dem Faijum, aus der Zeit des Hadrian, um 117–138 n.Chr., Wachs auf Holz [th]

Etwa 750 Grabporträts aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung sind dank des trockenen Klimas in der ägyptischen Sandwüste erhalten geblieben. Die meisten wurden in Faijum unweit von Kairo gefunden, daher ihre Bezeichnung. Die Porträts von Frauen und Männern aus der griechischen und der römischen Epoche Ägyptens waren an den Mumien befestigt. Sie sind umso kostbarer, als sie das einzige Zeugnis antiker Maltechnik darstellen, denn aus Griechenland und dem Römischen Reich sind fast nur Wandmalereien erhalten. Meistens wurde auf Holz die so genannte enkaustische Malerei angewandt, oder es wurde mit Temperafarben direkt auf das Leichentuch gemalt. Stilistisch sind diese Porträts Vorläufer der Ikonen und zugleich Vorstufen zu einer naturalistischen Darstellung, die immer wieder in der Kunstgeschichte aufgetaucht ist. Manche Porträts sind gekonnt und originalgetreu, andere sind schlicht, stark stilisiert, beinahe kubistisch, und einige sind in naivem, volkstümlichem Stil gemalt. Alle Techniken, die in der Renaissance zur lebendigen Gestaltung eines Bildnisses verwendet beziehungsweise aufgegriffen wurden, sind bereits vorhanden: Schattierung, Relief, Augen- und Lippenreflexe, Gestaltung von charakter- oder gefühlsbedingten Gesichtszügen. Das „Die Europäerin“ genannte Bildnis gehört zu den schönsten Exemplaren überhaupt. Im Labor der staatlichen französischen Museen wurde es untersucht, in der Restaurationsabteilung gereinigt. Jetzt ist es in den Räumen des Louvre, die erst kürzlich für das Ägypten der römischen Epoche eingerichtet wurden, ausgestellt. Das war der Anlass, die Geheimnisse dieses wunderbar schlichten Bildnisses mit den üblichen Methoden der „Palettes“-Serie zu lüften: Wer war die Europäerin? Warum und wie wurde dieses Porträt gemalt? Welche Farben wurden verwendet und was wurde unter den Pigmentschichten entdeckt? Was bedeutet der goldene Schleier, der einen Teil der Bildfläche bedeckt? Wozu diente ein solches „Mumienporträt“?


[Arté TV 25. September 2004]

A. Jaubert:
Palettes: Le Dernier Regard / Der letzte Blick
„Die Europäerin“, Porträt aus dem Faijum. TV-Dokumentation, 30 Minuten, coprod: La Sept Arte, Palette Production, Musée du Louvre. Frankreich 1998.
Thea Haubrich (Encaustic Art):
Wikipedia: Fayum/Mumienportraits

St. Josef in Weiden

Auszug aus dem „Kleinen Kunstführer“ (Nr. 56) der Stadtpfarrkirche:


Im Jahre 1905 lieferte der Münchner Maler Franz Hofstötter (1871–1958) Entwurfs­zeichnungen für die weitere Aus­stattung der Kirche. Den Stil­wandlungen der Zeit folgend hatte sich der Maler inzwischen dem sog. Jugend­stil zugewandt.
[...]
Für die Wand- und Decken­gemälde verwendete Hofstötter eine komplizierte enkaustische Mal­technik: Nachdem er auf dem trockenen Putz eine erste Unter­malung in Tempera angelegt hatte, tränkte er die ganze Fläche mit flüssigem Wachs, das unmittelbar vor dem Auf­trag mit der Löt­lampe geschmolzen wurde. Darauf kam dann die eigentliche Mal­schicht in Kasein­tempera mit Zusätzen von Öl und/oder Wachs, auf die als abschließende Ver­siegelung noch einmal eine Wachs­schicht auf­ge­tragen wurde. Mit dieser Technik waren satte, kräftige Farben und seidig glänzende Ober­flächen zu erzielen, die mit zu der eigen­artig entrückten Gesamt­stimmung in der Kirche beitragen. Die Anregung dazu lieferten die archäo­logischen Unter­suchungen römischer Wand­malereien in Pompeji und Herculaneum, deren Technik man als enkaustisches Verfahren rekonstru­ierte. Erst später entpuppte sich diese Hypothese als grund­legender Irrtum. Die großen Schäden, die Hofstötters Gemälde in den folgenden Jahr­zehnten erleiden sollte, sind vor allem auf diese für Wand­bilder gänzlich ungeeignete Technik zurück­zu­führen. Die Stuck­figuren sind nach Hofstötters eigenen Angaben „aus Gips gegossen, bemalt, mit heißem Wachs getränkt und glänzend gebürstet“.
[...]
In den Jahren 1975–1978 ließ Stadt­pfarrer Geistlicher Rat Johann Meyer den Innen­raum, der seit seiner Fertig­stellung fast unberührt geblieben war, gründlich und sach­gemäß restau­rieren. Dies war schon deshalb dringend nötig geworden, weil sich alle Wand- und Decken­bilder in einem außerordentlich schlechten Zustand befanden. Die oben beschriebene, von Hofstötter angewandte Mal­technik (Enkaustik) hatte dazu geführt, daß die durch das Wachs bewirkte hermetische Abdichtung von Farben und Putz jegliche Diffusion verhinderte. Der Putz begann seine Bindung zu verlieren; die Farb­pigmente zer­setzten sich teilweise, durch Mikro­organismen entstanden häßliche Aus­blühungen. Es drohte der Verlust der Gemälde einschließlich der darunter­liegenden Putz­flächen. Da sich die üblichen Festigungs­verfahren sämtlich als wirkungs­los erwiesen, gelang es der Restauratorin Martha Heise, Planegg, nach lang­wierigen Versuchen, durch die Injektion von Kiesel­säure­ester die erforder­liche Konservierung zu gewähr­leisten.


[Zitate: S. 8, 10, 16]

Kunstführer Nr. 56:
Katholische Stadtpfarrkirche St. Josef, Weiden
Verlag Schnell & Steiner GMBH, Regensburg 1934, ³1995.

Literatur

Ernst Berger:
Die Maltechnik des Altertums.
Nach den Quellen, Funden, chemischen Analysen und eigenen Versuchen, von Ernst Berger (Maler). Vollständig umgearbeitete Auflage der „Erläuterungen zu den Versuchen zur Rekonstruktion der Maltechnik des Altertums“, München : Georg D. W. Callwey Verlag 1904. [= 1. und 2. Folge der Beiträge zur Entwicklungs­geschichte der Mal­technik. Mit Unter­stützung des Königlich Preussischen Ministeriums der geistlichen, Unterichts- und Medizinal-Angelegenheiten. Heraus­gegeben von Ernst Berger.] Unveränderter Neudruck der Ausgabe von 1904, Vaduz : Sändig-Reprint Verlag 1992. ISBN 3-253-02664-7.

[Enkaustik: S. 185–238, 285–295]

Hans Schmid:
Enkaustik und Fresko auf antiker Grundlage.
Eine Ergänzungsschrift zu „Bergers Beiträgen zur Entwicklungs­geschichte der Mal­technik“, von Kurat Dr. Hans Schmid (Maler, Dozent an der Städtischen Malschule in München), München : Georg D. W. Callwey Verlag 1926. Unveränderter Neudruck der Ausgabe von 1926, Vaduz : Sändig-Reprint Verlag 1993. ISBN 3-253-03017-2.

[Enkaustik: S. 62–103]

Franz Xaver Fernbach (1793–1851):
Die enkaustische Malerei.
336 Seiten, München 1845.


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